Nach dem Heimsieg gegen Dormagen (34:27) und der darauffolgenden Länderspielpause wollte der TUSEM mit einem positiven Gefühl in das Duell mit dem Favoriten gehen. Und die Gastgeber gingen das hohe Tempo ihrer Gäste von Beginn an mit, bissen sich sofort in die Partie hinein. So stand es unter anderem durch die Tore von Finley Werschkull 4:2 (7.), ehe das Duell nun etwas kippte. In einer intensiven Anfangsphase packte die Essener Abwehr beherzt zu und machte es den Mindenern nicht leicht. Doch diese entwickelten gute Ideen, fanden unter anderem durch Einläufer oder dynamische Bewegungen am Kreis die eine oder andere Lücke. Zudem biss sich der TUSEM an der gegnerischen Abwehr fest und ließ sich zu Fehlern hinreißen. Diese brachten GWD einige leichte Tore. So führten die Gäste plötzlich mit 6:9 (15.).
Die Essener bewiesen jedoch Kampfgeist und arbeiteten sich zurück ins Spiel. Christian Wilhelm war am Kreis erfolgreich, zudem war Torhüter Dominik Plaue nach seiner Einwechslung sofort mit zwei Paraden zur Stelle. Das half, um den Rückstand auf 11:13 zu verkürzen (24.). Kurz vor der Pause verlor das Spiel etwas an Tempo und Minden wollte die Führung mit in die Kabinen nehmen. Viel ging über den starken Alexander Weck, der einige Male auch selbst erfolgreich war. Dabei spielte ihnen in die Karten, dass der TUSEM noch vor der Halbzeit gleich zwei Zeitstrafen kassierte. Darunter auch die rote Karte gegen Alexander Schoss, der zu hart in einen Zweikampf mit Vorlicek ging.
Somit mussten die Hausherren nicht nur einen 12:16-Rückstand zur Pause hinnehmen, sondern auch die Tatsache, dass sie zu Beginn der zweiten Hälfte in doppelter Unterzahl starten mussten.
Doch diese Phase überstanden sie gut, der Start in den zweiten Durchgang war ordentlich. Wichtig war, nun nicht den Anschluss zu verlieren. Darüber waren sich die Männer von Trainer Daniel Haase offenbar bewusst, denn sie stellten eine starke Abwehr auf die Platte, die sich sehr kämpferisch zeigte. Lediglich die Abschlüsse von Vorlicek bekamen sie nur schwer in den Griff, immer wieder schlug es im Netz ein. So blieben die Mindener in Führung, wenngleich sie sich nicht vollends absetzen konnten.
Dabei machte der TUSEM längst kein überragendes Spiel, ließ aber eben nicht locker und hatte an diesem Abend einmal mehr eine starke Mentalität. Jede gelungene Aktion wurde von den über 2000 Fans in der Sporthalle „Am Hallo“ lautstark bejubelt, was ihren Lieblingen offenbar Rückenwind gab. Die Ballgewinne in der Abwehr führten zu schnellen Gegenstößen, die über Jan Reimer oder Finley Werschkull den Weg ins Tor fanden. Es keimte Hoffnung auf, obwohl Minden bereits mit fünf Treffern führte (15:20, 40.).
Es wurde von nun an spannend und teilweise emotional auf der Platte. Der TUSEM kämpfte in der Abwehr mit allen Mitteln und machte es den Gegnern schwer. Ein Schlüsselmoment: Alexander Weck, der bis dahin der wichtigste Mann auf Seiten der Westfalen war, musste ebenfalls nach einem zu harten Einsteigen mit einer roten Karte vom Feld. Auch das gab den Gastgebern Hoffnung.
In den Schlussminuten stellte Haase auf offene Deckung um, was die Mindener unter Druck setzte. Zudem ließen sie sich zu zwei Zeitstrafen hinreißen, weshalb die Essener in Überzahl in die offensive Deckung gehen konnten. Und das lief gut. GWD machte Fehler, der TUSEM nutzte diese zum Anschluss. Und dann gelang Felix Eißing tatsächlich der viel umjubelte Ausgleichstreffer in der 60. Minute!
Doch das Spiel war noch nicht vorbei. Noch einmal war Minden im Angriff und bekam einen Siebenmeter zugesprochen – vier Sekunden vor dem Ende. Ian Weber trat an, doch scheiterte an Dominik Plaue im TUSEM-Tor! Das 29:29 war also der Endstand, den die Essener Fans wie einen Sieg feierten. Denn nur rund fünf Minuten vorher lag ihre Mannschaft noch mit vier Treffern zurück. Eine starke Teamleistung brachte den verdienten Punkt.
„Es war ein halber Heimsieg für uns. Es war unfassbar wichtig, dass wir uns zurückgekämpft und Mentalität gezeigt haben. Wir wurden dafür belohnt, dass wir am Ende mutig verteidigt haben. Auf der anderen Seite kann man auch sagen: wie gut wären wir, wenn wir diese Fehler nicht machen würden? Dann könnten wir eine Mannschaft wie GWD Minden auch schlagen. Wir haben schon unnötige Fehler gemacht. Aber am Ende war die kompakte Abwehrleistung der Schlüssel. Das Unentschieden fühlt sich an wie ein Sieg und gerade in dieser Liga ist jeder Punkt wichtig“, sagte TUSEM-Trainer Daniel Haase nach dem Spiel.
Sein Torhüter Dominik Plaue war auch zufrieden: „Ein Punkt gegen diese Mindener Mannschaft ist schon in Ordnung. Viele Dinge waren von uns nicht in Ordnung und wir haben noch ein paar alte Muster gesehen. Aber gerade die offensive Deckung hat es gebracht und der Glaube war da. Außerdem war die Stimmung überragend. Das hat uns auf jeden Fall geholfen.“ Für den TUSEM steht nun ein Auswärtsspiel an, am kommenden Mittwoch (26. März) bereits. Dann geht es gegen den TuS N.-Lübbecke, Anwurf in der Merkur Arena ist um 19 Uhr.
TUSEM Essen – GWD Minden 29:29 (12:16). TUSEM: Wipf, Plaue; Wilhelm (4), Göttler (1), Hermeling, Wolfram (1), Homscheid (6/3), Reimer (6), Eißing (4), Szczesny, Clarius, Neuhaus (3), Kostuj, Mast, Werschkull (4), Schoss. Minden: Grabit, Danzenbächer; Diekmann, Kranzmann (1), Korte (2), Weber (3), Radovic (1), Vorlicek (7), Heitkamp, Kühn, Nyfjäll (1), Staar (3), Asensio (4), Sebetic (1), Weck (6/1). Schiedsrichter: C.vom Dorff/F.vom Dorff (Kaarst). Siebenmeter: 4/5 – 1/2. Strafminuten: 4 – 12. Rote Karten: Schoss (29.) – Weck (48.). Zuschauer: 2301. Foto: Dennis Ewert.