Am 07. Juni fand in der zweiten Handball-Bundesliga der 34. Spieltag statt. Dieser war im Vorfeld mit Spannung erwartet worden, standen doch noch einige Entscheidungen aus. Der TUSEM Essen verlor nach hartem Kampf beim abstiegsgefährdetem ASV Hamm-Westfalen (25:27) und verpasste die Qualifikation für den DHB-Pokal. Beim ASV bestand im Anschluss an die Partie allerdings kein Grund zur Freude: Alle anderen vier Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt gewannen ihre Spiele ebenfalls, sodass der Hammer Abstieg in die 3. Liga besiegelt war. Fünf Tage später versetzte eine Nachricht der HBL die Liga und auch viele weitere Handballinteressierte in Deutschland in helle Aufruhr: Das Spiel des TUSEM gegen den Dessau-Roßlauer HV vom 27. April (27:28-Sieg für den DRHV) muss wiederholt werden. Die Neuansetzung ist deshalb so brisant, da Dessau-Roßlau im Falle einer Niederlage absteigt – und Hamm gerettet wäre. Der TUSEM kann sich zudem im Falle eines Punktgewinns doch noch für den DHB-Pokal qualifizieren.
Doch was war eigentlich nochmal an jenem 27. April passiert? 60 Minuten lang hatten sich der TUSEM und der DRHV bekämpft, die Partie war total ausgeglichen. Dessau-Roßlau kassierte in der Schlussphase eine Zeitstrafe und hätte das Spiel eigentlich in Unterzahl beenden müssen. Das Team von Trainer Uwe Jungandreas spielte in den letzten Sekunden allerdings mit einem Spieler zu viel. Der TUSEM legte nach Spielende form-und fristgerecht Einspruch gegen die Spielwertung ein. Dieser wurde in erster Instanz abgelehnt, ehe das Bundesgericht des deutschen Handballbundes einer TUSEM-Revision stattgab und eine Neuansetzung der Parte festlegte.
TUSEM empfängt Dessau-Roßlau zum Wiederholungsspiel – Hält der DRHV die Klasse?
Die Meldung versetzte gefühlt ganz Handball-Deutschland in große Aufregung. Denn die sportliche Relevanz dieser Partie ist unwahrscheinlich groß. Der ASV Hamm-Westfalen drückt dem TUSEM fest die Daumen, da der ASV im Falle einer Dessauer Niederlage doch noch die Klasse halten würde. Auf der anderen Seite will der DRHV naturgemäß seinerseits den drohenden Absturz in die Drittklassigkeit verhindern. Und auch der TUSEM verfolgt mit der Qualifikation für den DHB-Pokal ein eigenes Ziel. Es steht also für beide Mannschaften viel auf dem Spiel. Doch die Begleitumstände dieser Begegnung sind grotesk: Beide Mannschaften haben wichtige Spieler und Verantwortliche bereits verabschiedet und lange nicht trainiert. Dazu kommen diverse gebuchte Urlaube auf beiden Seiten, die so manchen Einsatz am Sonntag verhindern. Parallel läuft noch die U21-Weltmeisterschaft in Polen, für die mit Felix Göttler und Fritz-Leon Haake je ein Akteur beider Teams nominiert war. Immerhin haben beide Spieler nach dem ersten Platzierungsspiel gegen Norwegen (33:29) die Freigabe des DHB erhalten und werden demnach am Sonntag mitwirken können. Die HBL hat indes bereits eingeräumt, dass der Umgang mit der Neuansetzung problematisch war. „Wir müssen wirklich darüber nachdenken, wie wir diesen ganzen Prozess mit den vielen Fristen optimieren“, so HBL-Chef Frank Bohmann.
Letztendlich bleibt den Protagonisten nichts anderes übrig, als sich sportlich auf das Spiel am Sonntag vorzubereiten. Für TUSEM-Trainer Daniel Haase bedeutet das: Eine schlagkräftige Mannschaft aufzustellen und diese auf die Partie einzustimmen. Doch auch für ihn persönlich waren die letzten Wochen kompliziert und herausfordernd: „Eine gewissenhafte Vorbereitung auf Sonntag war in den letzten Tagen schwer umsetzbar und eine Menge Arbeit. Deswegen blicke ich mit gemischten Gefühlen auf die letzte Zeit zurück.“ Nichtsdestotrotz sieht Haase in der Partie auch eine Chance für sein Team: „Ich persönlich freue mich auch auf das Spiel, wir können sportlich etwas gewinnen. Wir werden also in der bestmöglichen Formation auflaufen, die wir zur Verfügung haben. Aber wir müssen auch Rücksicht nehmen auf angeschlagene Spieler. Diese Zeit im Jahr ist auch dafür da, sich auszukurieren und neue Kraft zu tanken. Darauf müssen wir Rücksicht nehmen, da haben wir auch Verantwortung für unsere Spieler. Wir wissen um die Brisanz des Spiels und sind da Sportler genug, um das gewissenhaft anzugehen.“
Andere Vereine melden sich zu Wort – DYN zeigt das Spiel live
Die Ansetzung hat innerhalb der Liga auch Reaktionen von unbeteiligten Teams hervorgerufen. Der HC Elbflorenz etwa solidarisierte sich mit dem Dessau-Roßlauer HV. In einer Stellungnahme heißt es: „Wir vom HC Elbflorenz stehen fest an Eurer Seite und glauben daran, dass Ihr das schafft. Der Osten braucht Euch in der 2. HBL – und unser Derby wollen wir auch nächste Saison nicht missen!“ Auch der TuS Ferndorf, der mit dem DRHV in einer Fanfreundschaft eng verbunden ist, hat seine Unterstützung signalisiert und wird den DRHV am Sonntag mit einem Fanclub in der Sporthalle „Am Hallo“ unterstützen. Auf der Gegenseite haben sich auch zahlreiche Fans auf Hamm angekündigt, die es am Sonntag mit dem TUSEM halten werden.
Es gibt noch Tickets für das Spiel, die entweder online unter tusemessen.de/tickets oder an den Kassen vor Ort erworben werden können. Der TUSEM weist darauf hin, dass der VIP-Raum am Sonntag nicht geöffnet sein wird und bittet um Verständnis. Die Halle öffnet derweil um 15:30 Uhr, Autofahrer können den RWE-Parkplatz ab 15 Uhr kostenfrei nutzen. Dieser bleibt bis etwa zwei Stunden nach Abpfiff zugänglich. Alle, die es am Sonntag nicht in die Halle schaffen werden, können die Partie bei DYN verfolgen. Start der Übertragung ist um 16:45 Uhr.